Hallo,
um es vorweg zu sagen: Auch ich bin alles andere, als ein Kinogänger. Vor 2 Wochen war ich im Asterix und gestern in "Unsere Erde" (weil ich von meinen Eltern eingeladen wurde). Weitere Kinobesuche sind aber auch nicht geplant und werden auf absehbare Zeit nicht folgen. "Herr der Ringe" und "Harry Potter" hab' ich noch im Kino gesehen, das war es in den vergangenen Jahren aber auch. Mir liegt nicht so viel an der großen Leinwand und der Sound ist mir im Kino nicht selten eher zu laut.
Das wollte ich nur vorwegschicken, damit meine Äußerungen im richtigen Licht erscheinen. Ich bin ein absoluter Nicht-Fachmann.
Invincible1958 hat geschrieben:Gerade die Einstellung "Den Film gucke ich mir von DVD oder später im Fernsehen an" zeugt von Disrespekt gegenüber Filmemachern.
Es kann aber auch Respekt vor dem eigenen Geldbeutel sein. Als Student zahle ich bei uns für einen Film ohne Überlänge am Wochenende 6,50 €. Wenn ich nicht mehr Student bin, sogar 8,50 €. Da überlegt man sich schon, wie oft man das macht. Außerdem braucht man eigentlich immer jemanden, der mitgeht. Alleine ins Kino macht keinen Spaß. Wenn man also nur eine begrenzte Anzahl an Malen ins Kino geht, dann schaut man sich das an, wovon man vorher schon überzeugt ist. Ist man sich bei einer Sache nicht so sicher oder kann sonst niemanden dafür begeistern mitzukommen, dann läßt man den Kino-Besuch halt sein. Nach 3 Jahren kommt vieles ohnehin im Free-TV.
Invincible1958 hat geschrieben:Aber ich sehe ein echtes Problem im Kunstverständnis dieses Landes.
In Bezug auf Filme kann ich das nur begrenzt beurteilen. Wenn ich mir so ansehe, was für deutsche Filme produziert werden, dann habe ich manchmal den gegenteiligen Eindruck (wobei das dann natürlich die Filmermacher, nicht das Publikum, betrifft). Deutsche Filme sind oft "Problemfilme", Filme mit Anspruch, Filme zum Nachdenken. Manchmal denke ich, der deutsche Filme ist nicht wirklich groß (vom Erfolg an den Kinokassen her), weil die Deutschen keine Filme einfach zur Unterhaltung machen können oder wollen. Was das angeht, mag es auch daran liegen, daß bei den Produktionen das Budget für vom Publikum geliebte aufwändige Special Effects fehlt. Aber ich vermute bei vielen Regisseuren auch einen hohen Kunst-Anspruch. Und wenn ich mir einen Film (im Fernsehen eben) anschaue, dann will ich mich auch meistens in erster Linie unterhalten lassen und nicht über philosophische Fragen grübeln, mit anderen Leuten trauern, oder sonstwie Kunst konsumieren. Es ist nicht so, daß ich nicht erkennen würde, daß ein Film keinen größeren Anspruch hat, nur ist Anspruch nicht das, was ich in dem Moment suche. Mich mit Problemen auseinandersetzen, muß ich mich im Alltag genug.
Ansonsten kann ich das übrigens auch - diesen off-topic-Ausflug möchte ich mir erlauben - für Comics bestätigen. Die werden in Deutschland ebenfalls weder als vollwertige Kunst, noch als vollwertige Literatur angesehen. "Comics sind Kinderkram." ist die vorherrschende Sicht der Dinge. Wenn über Asterix gesprochen wird - und ja, Asterix zu kennen, ist in Ordnung - dann sind das zumeist die "Helden aus der Kindheit". Sich als Erwachsener mit Comics (und sei es auch nur der am ehesten anerkannte Asterix) zu beschäftigen, ist sozialinadäquat. Nach eher unangenehmen Erfahrungen erzähle ich jedenfalls öffentlich nur noch sehr zurückhaltend, wenn es in einer Situation nötig ist, daß ich Asterix-Fan bin. Nicht, daß ich mich dafür schäme, aber man ist immer gleich im Rechtfertigungszwang, was man sich mit solchem Kinderkram befaßt, den andere doch spätestens mit den Schulbüchern abgelegt haben. In Frankreich oder Belgien hätte man diese "Probleme" sicher nicht.
Invincible1958 hat geschrieben:Und was mich am meisten stört, ist, dass die Deutschen häufig (aufgrund der TV-Verdummung) nur die Kinofilme zu Hits machen, die mit großen Werbebudget in der BILD, bei RTL und Co. groß beworben werden.
Das gilt leider nicht nur für das Kino. Werbung ist sehr wirksam und "mächtig". Auch Asterix ist seinerzeit mit Werbung (für Pilote bei Radio Luxembourg) groß geworden. Es liegt nicht nur an "TV Verdummung". Auch wenn RTL keine "Superstars" suchte und RTL2 niemanden in ihre Container setzte, würde die Werbung stark auf die Meinungsbildung einwirken.
Andererseits gibt es in Deutschland mehr Kultur-Fernsehsender, als in Frankreich. Das jedenfalls wurde mal als Begründung dafür gebracht, daß Arte in Frankreich so viel bessere Einschaltquoten bekommt, als in Deutschland. Die Franzosen haben wohl kein 3-Sat, Phoenix etc. als Alternative. Auf das Fernsehen und die BILD-Zeitung zu schimpfen greift hier also wahrscheinlich zu kurz.
Invincible1958 hat geschrieben:(Die Asterix-Filme fallen nun nicht grad in die Kategorie 'Meisterwerk')
Und ganz zum Schluß möchte ich auch dem noch wiedersprechen. Wenn Du nur die Realfilme meinst, hast Du recht. Unter den Zeichentrickfilmen gibt es aber Meisterwerke. "Asterix bei den Briten", "Asterix und Kleopatra" und wohl auch "Sieg über Cäsar" können es mit jedem anderen Film ihres Genres (die kommen ja zumeist von Disney) aufnehmen. Als Film halte ich auch und gerade "Asterix erobert Rom" für ein Meisterwerk, wenngleich mir die Geschichte da als Asterix-Fan nicht so gefällt.
Gruß
Erik