Troll von Troy

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Erik
AsterIX Druid
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Troll von Troy

Beitrag: # 25221Beitrag Erik »

Hallo,

im Zuge der Diskussion um die Zukunft von Asterix und ersten - mittlerweile ja teilweise widerlegten - Gerüchten um die Personalitäten für eine Asterix-Fortsetzung nach Uderzo kam u.a. die Serie "Troll von Troy" von Mourier und Arleston zur Sprache, zu der ja auch eine der Hommagen im Band "Asterix und seine Freunde" einen Bezug herstellt.

Nachdem ich mich etwas über diese Serie schlau gelesen hatte und u.a. in Wikipedia einen eigenen Artikel mit Vergleich zur Asterix-Serie fand, begann ich mich dafür zu interessieren - zugegebenrmaßen vor allem der Asterix-Ähnlichkeit wegen.

Nach einiger Suche ist es mir nun gelungen, mal die ersten beiden Bände einigermaßen günstig gebraucht - nur so zum Reinschauen halt - zu erwerben. Sie sind vor ein paar Tagen angekommen, so daß das Lesevergnügen beginnen konnte. Und in der Tat habe ich beide Bände noch am Tag des Erhaltes verschlungen.

An dieser Stelle möchte ich einfach mal ein paar Gedanken dazu wiedergeben. Möglicherweise mögen sich dem ja andere anschließen, vielleicht auch nicht. ;-)

Zunächst einmal wird man in Band 1 von "Troll von Troy" ("Troll-Geschichten") ins kalte Wasser geworfen. Es gibt keine Einleitung, wie bei Asterix, keine Landkarte und keine Heldenvorstellungsseite. Zudem handelt es sich um die zweite Serie in einer Fantasywelt, die dem Neuleser natürlich nicht bekannt ist. Bereits in der zweiten Textbox wird eine Institution namens "Konservatorium" erwähnt und eine Kraft namens "Magischer Strom". Im dritten Bild ist die Rede vom "ersten Magistrat", der offenbar zugleich Bürgermeister ist, aber dem "Konservatorium" untergeordnet zu sein scheint. Letzteres scheint dem Bild nach aus 3 Personen zu bestehen, von denen aber 2 schlafen und nur eine handelt... mit all dem weiß man als Leser wenig anzufangen. Ob das anders wäre, wenn man die Erstserie "Lanfeust von Troy" gelesen hätte, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Die Geschichte selbst ist schon packend erzählt, wenn sie auch an einigen Unglaubwürdigkeiten leidet und zuweilen ein starker Hang zum "deus ex machina" (häufig in Form eines plötzlich hilfreichen Zaubers, der aus auswegloser Lage rettet) besteht. Der Humor scheint mir etwas einfacher bzw. oberflächlicher zu liegen, als bei den Goscinny-Asterixen. Hier geht es wohl auch noch mehr um einen Mix aus spannender Geschichte und humorvoller Erzählung, als bei Asterix, wo die Spannung eher eine geringere Rolle spielt. Die Erklärungen der Wikipedia zur Struktur der Namen und deren Bedeutungsgehalt waren allerdings hilfreich, um zu erkennen, daß es auch hier einiges zu entdecken gibt - zumindest, wenn man Französisch könnte oder eine Internetseite findet, die es erklärt.

Sehr gewöhnungsbedürftig fand ich anfangs - aber auch nur anfangs, man "gewöhnt" sich schnell daran - die exzessiven Gewaltdarstellungen, zumindest wenn man die harmlose Welt von Asterix gewohnt ist, in der niemand je ernstlich zu Schaden kommt (von 2 Ausnahme-Szenen mal abgesehen). In "Troll von Troy" wird nicht geprügelt, sondern erschlagen... mit einer großen Keule, wobei das Blut spritzt und die Augen aus dem Schädel springen.

Gleichwohl schafft es Arleston, daß man den Hauptdarsteller, den Troll Teträm, lieb gewinnt... fast ein bißchen wie Obelix. Und das, obwohl man dem menschenfressenden Troll ganz sicher niemals begegnen wollte! Das schafft er vor allem dadurch, daß dieser weithin als Opfer dargestellt wird, daß sein Familiensinn in den Vordergrund gestellt wird, während die Menschen zwar nicht grundlos böse handeln, aber als eine entfernt unnahbare, autoritär organisierte Masse dargestellt werden, für man keine Sympathie zu entwickeln veranlaßt wird. Den einzelnen Menschen lernt man auch nie näher kennen, also ist es auch nicht so schlimm, wenn er "ausscheidet" (= von Teträm erschlagen wird).

Sehr ähnlich zu Asterix sind zudem die Verhaltensweisen von Teträm und Obelix. Beide sind eher einfach gestrickt, erfahrene Jäger, aber keine großen Taktiker oder Denker. Sie gehen mit ihren Superkräften wie selbstverständlich um - ohne Gewissensbisse, wenn sie sie an Schwächeren auslassen. Beide essen gerne... häufig und viel.

In beiden Fällen liegt eine Art Unverwundbarkeit der Protagonisten vor. Obelix kann kaum etwas umhauen (Keule von Taubenus, Kung-Fu des Nagma), so ist es auch mit Teträm. In Obelix' Welt gibt es keine Bogenschützen. Teträm ist hingegen Pfeilen ausgesetzt, hat aber ein so dickes Fell, daß er sie offenbar eher als Nadelstiche wahrnimmt. - Anders wird das erst, wenn in Teträm's Welt Magie eingesetzt wird. Diese haben nur die Menschen und in unterschiedlicher Intensität und Form. So ist sichergestellt, daß es immer neue Bedrohungsszenarien aber auch Auswege geben kann.

Besonders interessant fand ich, daß es auch in "Troll von Troy" einen Farbigen gibt, der kein "r" sprechen kann, so daß dieses in seinen Texten apostrophiert wird. Auch er hat die Rolle eines Spähers, allerdings nicht mit seinen Augen, wie Baba, sondern mit seiner Nase.

Von den Zeichnungen her ist schon zu erkennen, daß der Band von einem Könner stammt. Es sticht gegenüber allem heraus, was man so in einfachen Comic-Heftchen die man mal sieht, finden kann. Mit Asterix können die Zeichnungen m.E. aber nicht mithalten. Die Hintergründe sind zwar detailreich, aber ihnen fehlt wein wenig die klare Linie von Udero. Viel erscheint verwaschen, schwer erkenbar, durcheinander. Sicher ist das kein objektives Kriterium, sondern eine Geschmacksfrage und möglicherweise ist gerade dieses Unklare, Verworrene sogar gewollt. Ich mag die konturscharfen Uderzo-Zeichnungen hier aber lieber. Zudem gefällt mir die Farbgebung nur begrenzt. Sie ist - sicher auch das gewollt - stark von Brautönen dominiert, insgesamt eher gedeckt, teilweise ton-in-ton. Für einen Freund der bunten Asterix-Welt ist das schon gewöhnungsbedürftig.

Die Zeichnungen sind allerdungs von großer Dynamik gekennzeichnet. Zwar fehlt es mir auch hier zuweilen an der Klarheit Uderzo's... so fehlen mir hin und wieder einfach die Bewegungslinien, um nachvollziehen zu können, in welche Riochtung und mit welcher Geschwindigkeit eine Bewegung statfindet, so etwa daß die Axt in Bd. 2, S. 25, Bild 4 von vorne links nach hinten rechts geflogen ist. Aber wenn man darüber hinwegsieht, sind schon furiose Szenen dabei, die es sich anzusehen lohnt.

Die Personen sind - von den Trollen und Fantasytieren abgesehen - recht naturalistisch gezeichnet. Anders als Uderzo's Römer haben sie keine dicken Nasen und überzeichneten Kinne. Damit ist der Kontrast zu den Trollen natürlich noch stärker hervorgehoben. Andererseits mag ich realistisch gezeichnete Personen in Comics generell nicht so sehr. Es hilft mir, mich in eine Phantasie-Welt hineinzufinden, wenn die Figuren comichaft dargestellt sind.

Zuletzt war ich etwas - nicht gerade positiv - überrascht, daß die Geschichten nicht in sich abgeschlossen sind. Vielmehr sind es Fortsetzungsgeschichten, die jeweils nur einen Handlungsteil einer größeren Gesamthandlung darstellen. Zwar gibt es jeweils eine Art Abschluß, wie die große Mission weitergeht, erfahre ich aber nicht, solange ich mir nicht weitere Bände anschaffe. Ich gebe zu, daß es sicher seinen Reiz hat, einen solchen Zyklus zu lesen, weil die Handlung dadurch viel ausführlicher und "epischer" sein kann, als wenn sie nach 44 Seiten ihr Ende finden müßte. Und auch marketingtechnisch hat es so gewiß siene Vorteile, will doch der durchscnittliche Leser wissen, wie eine Geschichte endet. Für mich konkret als Hineinschnupperer ist es allerdings etwas unbefriedigend. Auch ist nichtmal ersichtlich, auf wieviele Bände die Gesamthandlung sich erstrecken wird. Zudem kann ich mir einigermaßen vorstellen, wie hart das Warten für Fans auf den jeweils nächsten aktuellen Band ist, wenn die Handlung nicht zuende ist... sicherlich eine noch ungedildigere Warterei, als auf den nächsten Asterix-Band.

Alles in allem also eine Serie, die deutiliche Parallelen zu Asterix aufweist, aber sicherlich nicht als Asterix-Nachahmung angesehen werden kann. Wenn man sich darauf eingelassen hat, sind die (ersten beiden) Troll-Comics durchaus lohnend zu lesen. Eine gewisse Offenheit für Fantasy und eine Bereitschaft, über einige Story-Schwächen (v.a. viele unglaubliche Zufälle) hinwegzusehen, sollte man allerdings schon mitbringen.

Gruß
Erik
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Maulaf
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Re: Troll von Troy

Beitrag: # 25229Beitrag Maulaf »

Hi Erik,
um das ganze Universum von Troy kennenzulernen, gibt es eine wunderbare Enzyklopädie von Troy, in Band 1 geht es um Troy allgemein, Band 2 befaßt sich dann speziell mit den Trollen. Vom Troll von Troy gibt es bislang 11 Bände, sie können meiner Meinung nach aber durchaus auch als Einzelbände gut gelesen werden. Dann gibt es den Zyklus Lanfeust von Troy in 8 Bänden, in Band 1 gibt es auch eine Vorstellung der Helden. Zusätzlich gibt es dann Lanfeust der Sterne, dieser Zyklus ist bislang in Deutschland noch nicht komplett, bisher gibt es 7 Bände. Außerdem noch einne Band "Die Eroberung von Troy, Band 1 Eine neue Welt und einen Sonderband "Die Gnome von Troy". Mir persönlich gefallen alle Bände, Troll von Troy finde ich davon aber am besten, daher hast du meiner Meinung nach eine gute Wahl getroffen, die diese Bände zu besorgen,
viele Grüße
Gregor
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