Es ist ein sonniger Tag im kleinen gallischen Dorf, das tapfer Widerstand gegen die Römer leistet. Alles scheint wie immer zu sein: Obelix trägt einen neuen Hinkelstein ins Dorf, Majestix hat eine Meinungsverschiedenheit mit seiner Frau Gutemine im Zusammenhang mit den Hausarbeiten, und Verleihnix streitet sich mit Automatix. Doch eine ungewohnte Ruhe herrscht – Troubadix, der Barde, hat sich seit Tagen nicht blicken lassen. Viele Dorfbewohner genießen die Stille, doch Asterix ahnt, dass etwas nicht stimmt.
Die Ruhe wird durch die Ankunft eines Fremden unterbrochen. Ein hochgewachsener Mann mit wallendem Gewand und einer goldenen Lyra stellt sich als Melodix vor, ein wandernder Barde, der in ganz Gallien berühmt ist. Seine Auftritte seien so packend, dass selbst die Römer freiwillig stehenbleiben, um zuzuhören – angeblich ohne dabei an Flucht zu denken. Er habe von Troubadix gehört und wolle ihm ein Geheimnis offenbaren, um seine Kunst zu perfektionieren. Der Fremde wird herzlich aufgenommen, und Majestix genehmigt einen abendlichen Auftritt, bei dem Troubadix jedoch seltsam zurückhaltend bleibt.
Am nächsten Tag wirkt Troubadix niedergeschlagen. Er hat sich zu seinem Baumhaus zurückgezogen und weigert sich, mit jemandem zu sprechen. Obelix, der Troubadix' Gesang als „unerträglich, aber irgendwie zum Dorf gehörend“ empfindet, schlägt vor, den Barden direkt zu fragen, was los sei. Doch Troubadix lässt niemanden zu sich. Stattdessen steht Melodix plötzlich am Dorfplatz und spielt ein kleines Konzert, das die Dorfbewohner in Euphorie versetzt. „Ein echter Künstler!“, ruft Gutemine begeistert. Majestix nickt zustimmend, während Obelix flüstert: „Aber Wildschweine spielen nicht so gerne Lyra, oder?“
Asterix hingegen bleibt skeptisch. Er bemerkt, dass Troubadix’ Stimmung mit jedem Lob für Melodix schlechter wird. Schließlich erfährt er von Gutemine, dass Melodix Troubadix geraten habe, seine künstlerischen Ambitionen aufzugeben, da er „die wahre Kunst nie beherrschen könne“. Asterix, der trotz allem an seinen Freund glaubt, beschließt, Melodix genauer unter die Lupe zu nehmen.
Während das Dorf mehr und mehr von Melodix begeistert ist, versinkt Troubadix in völliger Verzweiflung. Er behauptet, er werde nie wieder singen und sei als Barde gescheitert. Die Dorfbewohner sind geteilter Meinung: Einige genießen die Stille, andere – wie Obelix – machen sich Sorgen um Troubadix' ungewöhnliches Verhalten. „Das ist nicht normal für ihn“, murmelt Miraculix. „Selbst wenn seine Kunst… sagen wir… eigenwillig ist, hat er immer daran geglaubt.“
Asterix bemerkt, dass Melodix auffällig oft über „den wahren Wert der Kunst“ spricht und dabei die Dorfbewohner beeinflusst. Besonders Troubadix scheint von seinen Aussagen getroffen. Schließlich entdeckt Asterix, dass Melodix heimlich ein Dokument bei sich trägt, das ein Emblem der römischen Legionen trägt. „Das wird immer merkwürdiger“, murmelt er.
Asterix überredet Obelix, ihn bei der Beobachtung von Melodix zu unterstützen. Gemeinsam folgen sie ihm in die Nähe des Waldes, wo er sich mit einem römischen Dekurio trifft. „Das Dorf wird bald von innen fallen“, hört Asterix den Dekurio sagen. Melodix nickt und gibt an, dass er schon viele Künstler in anderen gallischen Dörfern demoralisiert habe. „Der Verlust ihrer Kultur wird den Widerstand schwächen, o Dubius Moralus.“
Entsetzt berichten Asterix und Obelix Majestix von ihrer Entdeckung. Dieser ist fassungslos, dass Melodix nur vorgibt, ein Künstler zu sein, während er für die Römer arbeitet. Doch Asterix hat eine Idee: Troubadix muss beweisen, dass seine Kunst mehr Kraft hat, als Melodix je begreifen könnte.
Asterix und Obelix suchen Troubadix auf, der immer noch mutlos in seinem Baumhaus sitzt. Mit viel Überredungskunst und der Aussicht, Obelix' nächstes Wildschwein-Bankett musikalisch zu eröffnen, bringen sie ihn schließlich dazu, über Melodix nachzudenken. „Wenn er so gut ist, wie er behauptet“, sagt Asterix, „dann hast du nichts zu verlieren, oder? Zeig uns, was du kannst!“
Am Abend organisiert Majestix ein großes Dorffest, bei dem Melodix auftreten soll. Doch bevor er beginnt, fordert Troubadix ihn zu einem „künstlerischen Duell“ heraus. Die Dorfbewohner, die inzwischen von Melodix beeinflusst sind, stimmen zu – ein solcher Wettstreit wird das Fest nur bereichern, allerdings sind sie sich nicht sicher, ob sie es nicht später noch bereuen werden.
Melodix beginnt mit einer eindrucksvollen Darbietung, bei der selbst die Römer aus dem nahegelegenen Lager Aquarium hinter der Palisade lauschen und der Vorstellung durch Astlöcher folgen. Doch als Troubadix an der Reihe ist, geschieht das Unerwartete: Er improvisiert ein neues Lied, das sowohl von seiner Leidenschaft als auch von seiner unverwechselbaren Persönlichkeit zeugt. Die Dorfbewohner, die Melodix zunächst zujubelten, sind plötzlich hingerissen – nicht etwa wegen des musikalischen Talents, sondern wegen der unverwechselbaren Authentizität von Troubadix.
Melodix verliert die Fassung. In seiner Wut gibt er zu, dass er für die Römer arbeitet und nur gekommen sei, um die gallische Kultur zu zerstören. „Die Römer glauben, dass sie uns durch ihre Propaganda besiegen können“, ruft Asterix, „aber sie werden niemals verstehen, dass es gerade unsere Eigenheiten sind, die uns stark machen!“
Die Römer versuchen, die Situation zu nutzen, doch nach einem kräftigen Schluck Zaubertrank von Miraculix vertreiben die Gallier sie im Handumdrehen. Melodix wird aus dem Dorf gejagt, und Majestix befiehlt, dass Troubadix’ Lied das offizielle Schlusslied des Festes sein soll – sehr zur Freude von Troubadix und zum Leidwesen der restlichen Dorfbewohner.
Beim großen Bankett, das wie immer mit Wildschwein und Met gefeiert wird, sitzt Troubadix – ungewohnt – nicht am Rand, sondern mitten im Geschehen. Obelix, der mit zwei Wildschweinen in den Händen fröhlich lacht, murmelt: „Ich mag sein Singen immer noch nicht, aber ich mag, dass er wieder lacht.“
Asterix, der neben Miraculix sitzt, hebt seinen Becher und sagt: „Vielleicht liegt unsere Stärke nicht darin, dass wir perfekt sind, sondern dass wir sind, wie wir sind.“ Troubadix stimmt mit einem Lied ein, und das Fest endet mit einem harmonischen Chaos, bei dem selbst der Baum von Troubadix nicht verschont bleibt.
Am Horizont sieht man Melodix, der mit eingezogenem Kopf in Richtung eines römischen Lagers verschwindet. Doch die Römer wirken ebenfalls wenig begeistert von seiner Rückkehr – vielleicht, weil auch sie gemerkt haben, dass wahre Stärke nicht aus Beeinflussung kommt, sondern aus echtem Zusammenhalt und es in Zukunft weiterhin schwer sein wird.
Die nächste Geschichte soll "Asterix und der Fluch von Lusitania" sein.
Asterix und das Geheimnis des Barden
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