Einleitung | Sprachwissenschaft | Interview
"Die spinnen, die Römer!" (Obelix in Asterix und der Kupferkessel, Seite 32)
"Orgien, Orgien, wir wollen Orgien!" (Schauspieler in Asterix und der Kupferkessel, Seite 29)
"Der Schmerz nimmt zu, die Angst bleibt aus!" (namenloser Normanne in Asterix und die Normannen, Seite 9)
"Man kann doch Barbar sein und trotzdem Blumen lieben!" (Gotischer Soldat in Asterix bei den Goten, Seite 11)
Asterix-Leser kennen diese Zitate aus den Asterix-Bänden. Ebenso wie die Namen vieler Charaktere wie Macteefürzweifix, Grautvornix, Handzumgrus, Numalfix und Schlagdraufundschlus gehen diese auf eine Frau zurück, die viele Asterix-Leser erst beim mehrmaligen Lesen eines Asterix-Bandes aus dem Impressum mit Namen kennen: Gudrun Penndorf. Seit sie 1968 zum ersten Mal den Auftrag des EHAPA-Verlags erhalten hatte einen Asterix-Band aus dem Französischen zu übersetzen, hat sie viele Wortspiele und Namen geschaffen und damit bis zum heutigen Tag vielen Millionen Lesern Freude bereitet.
Im Mittelpunkt dieses Themenspecials steht neben einem Anriß über die für die Übersetzung nötigen sprachlichen Möglichkeiten und einer kurzen Übersicht des Werdegangs der Übersetzerin hauptsächlich ein Interview, das Gudrun Penndorf exklusiv dem Webmaster des Deutschen Asterix Archivs Comedix.de, Marco Mütz, im August 2004 gab.
Übersetzen ist kein Kinderspiel
"Asterix zu übersetzen heißt, dessen dichten Wortwitz in eine adäquate Form zu bringen, für die Namen, Lieder, Anspielungen oder gar Reime Lösungen zu finden, die in der Zielsprache - in unserem Fall also beim deutschen Leser - ankommen." Mit diesem Satz aus dem Aufsatz "Asterix übersetzen - oder das Wechselspiel in Bild und Sprache" der Übersetzerin in "Asterix und seine Zeit" (hrsg. von Kai Brodersen, Beck´sche Reihe Nr. 1404, Verlag C.H.Beck, München) wird die schwierige und aufwendige Arbeit einer Comic-Übersetzung sehr treffend zusammengefasst: "Als Übersetzer jedenfalls muß man bei der Textsorte Asterix das ganze Regelwerk an Wortspieltechniken aktivieren, sowohl zur Erkennung wie zur Neu-Verschlüsselung." Im Comedix-Interview macht sie auch deutlich, daß ihrer Meinung nach die Übersetzung eines Comics nicht weniger anspruchsvoller und komplexer sei, als die anderer literarischer Texte: "Man muss die Sache auf den Punkt bringen, den Informationsfluss wahren, die dichtgedrängten Pointen retten, keine Chance, sich seitenlangem Geschwafel hinzugeben."
Sprachkompetenz
Nach dem Abitur absolvierte Gudrun Penndorf eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung für Französisch und Italienisch in den Fachgebieten Wirtschaft und Recht in Heidelberg und München. Nach mehreren Jahren Berufspraxis in der Industrie, beim Langenscheidt-Verlag und als Gerichtsdolmetscherin wagte sie den Sprung in die Selbständigkeit. Mit 40 Jahren begann sie ein Studium der Allgemeinen und Romanischen Sprachwissenschaften mit dem Abschluss Magister (deshalb liest man im Impressum auch hinter ihrem Namen den Titel M.A.), dem sich eine langjährige Unterrichtstätigkeit als Dozentin am Sprachen- und Dolmetscher-Institut München und danach als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) anschloß. Bis heute ist sie Lehrbeauftrage für Wirtschaftsfranzösisch an der LMU. Seit dem Ende der Übersetzertätigkeit widmet Gudrun Penndorf ihre Kraft unter anderem auch einem Projekt zur Integration ausländischer Frauen.
Der Schwerpunkt der freiberuflichen Übersetztertätigkeit von 1967 bis 1993 lag bei Comic-Übersetzungen aus dem Französischen und Italienischen, bisweilen Amerikanischen. Dabei haben außer Asterix auch Walt Disneys Lustige Taschenbücher, Lucky Luke und Isnogud profitiert.
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