Startseite > Bibliothek > Sekundärliteratur
Die Geschichte der Goscinnys - Geburt eines Galliers
Carlsen Verlag
Rene Goscinny gilt als einer der ganz großen französichen Humoristen, hat er doch so berühmte Serien wie "Der Kleine Nick", "Lucky Luke" und "Asterix" geschrieben. 1977 stirbt der geniale Szenarist während einer Routineunterschung. Seine Tochter Anne Goscinny begibt sich gemeinsam mit der Zeichnerin Catel auf Spurensuche: Wer war der berühmte Vater und wie kam es dazu, dass er sein Leben den Comics widmete? Mit vielen Originalskizzen und -dokumenten rekonstruieren Anne Goscinny und die Zeichnerin Catel das Leben eines der bedeutendsten Humoristen des 20. Jahrhunderts und damit gleichzeitig auch die Geburt eines Galliers.
Beschreibung: Klappentext, ISBN-13: 978-3551760456, Veröffentlichung am 28. April 2020
Außerhalb Deutschlands, beispielsweise in Frankreich, erschien das Buch mit einem anderen Titelbild.
Comedix' Meinung
Wie in der Beschreibung zum Buch schon zu lesen ist, geht es um René Goscinnys Leben, eng begleitet von seiner Tochter Anne Goscinny und durch die französische Zeichnerin Catel Muller, die sich vermutlich seitenweise durch Fotos und Erinnerungen gewühlt haben muss, zu Papier gebracht.
Diese, wie auf dem Rückendeckel zu lesen ist, "kurze Geschichte des Comics im 20. Jahrhundert" dokumentiert sehr gut die Mühen des jungen Goscinny, der lange auf der Suche nach seiner wahren Berufung ist. Gut, dass er erkannt hat, dass seine Versuche als Zeichner weniger gut sind, als seine Kunst Szenarien zu kreieren.
Die von Catel gezeichnete Geschichte wechselt munter zwischen der Ich-Erzählung des Lebens von Goscinny und einem Interviewstil zwischen Anne Goscinny und Catel selbst ab. Könnte ich mir auch gut als filmische Dokumentation vorstellen, passt bei einem Großen der Comicwelt aber natürlich viel besser im Stil des illustrierten Romans.
Das Tempo ist naturgemäß hoch, wie sonst soll man auf 336 Seiten ein ganzes Leben erzählerisch in Bildern unterbringen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Menschen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben, möglichst einfach nur mal erwähnt werden müssen, damit es allen gerecht wird. Insbesondere ist mir das am Ende aufgefallen, irgendwie muss die komplette Familie auch untergebracht werden, bevor die Druckbögen zu Ende sind.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Therapeut von Anne Goscinny ihr auch zu diesem Buch geraten hat, nicht zufällig schreibt sie im Vorwort, dass es ihr durch den grafischen Roman gelang, ihren Vater und den Szenarist René Goscinny miteinander zu versöhnen. Damit hat sie die eigene Lebensgeschichte aufgearbeitet und sich womöglich jetzt erst zugestanden, sich sowohl vom Werk ihres Vaters zu lösen und eigene Werke zu schaffen, als auch den unvorhergesehenen Tod ihres Vaters, der sie im Alter von 9 Jahren sicher traumatisiert hat, zu verarbeiten.
Das Titelbild, das in Deutschland verwendet wurde, finde ich auch nicht so gut wie das im Original. Das Original zeigt viel deutlicher worum es in diesem Buch geht - nämlich um das Leben und Wirken ihres Vaters UND die Verarbeitung der Beziehung zu ihrem Vater. Als Schriftstellerin ist sie inzwischen erfolgreich und hat mit diesem Buch, das 2019 noch vor dem Tod Albert Uderzos erschienen ist, ihrer Geschichte einen Buchdeckel gegeben, das sie nun schließen kann.