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Ah geh, so a Schmarrn!

Zitate aus: SPIEGEL Kultur extra

In einer Ausgabe von "Kultur extra", das genaue Erscheinungsdatum ist leider nicht bekannt, schreibt die Autorin Meike Wöhlert einen Artikel über den bayerischen Mundartband "Auf geht´s zu de Gotn!" einen Bericht, der vor allem auf die Beugung von Redewendungen in die Mundart eingeht. Sie beginnt ihren Artikel mit der sachlich bemühten Einleitung und endet mit der vorweggenommenen Aussage "Ein empörter Verriß".

Asterix auf BayerischIm weiteren Verlauf des Textes nimmt sie explizit die künstliche Wortschöpfung "Papperlapapp" auf und verurteilt mit ironischem Wortlaut und entsprechend ausgesuchten Bildern aus dem Asterix-Band die Übersetzung:

""Papperlapapp" ist ein so wunderbares Wort. Wohl eins der schönsten, das die Sprache überhaupt hervorgebracht hat. Daß es dennoch so selten zum Einsatz kommt, liegt an seinem entlarvenden Charakter: Nicht jeder, der die deutsche Sprache beherrscht, kann mit der dafür nötigen Würde aufwarten. Sie aber ist die Voraussetzung für die adäquate Wirkung eines lässig hingeworfenen "Papperlapapp"."

Miraculix hat diese Würde, diese natürliche Autorität. Und diejenigen, die "Asterix" aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt haben, waren sich dessen bewußt. (Gudrun Penndorf sei an dieser Stelle einmal audrücklich gedankt.) Doch dann kommt plötzlich so ein Bayer daher, verwandelt "Asterix und die Goten" in "Auf geht's zu de Gotn!" und schreibt frech "Schmarrn!" in die druidale Sprechblase hinein. Nein, Herr Well, das ist vielleicht bayerisch, aber das ist nicht Miraculix!

Asterix auf HochdeutschSchließlich bringt sie ihre Kritik auf den Punkt und ist der Auffassung, dass das Original nicht zu überbieten wäre:

"Genau hier liegt das Problem. Die hochdeutsche Fassung - stark am französischen Original von René Goscinny orientiert - ist einfach nicht zu toppen. Daß dort die Goten ausschließlich in Fraktur sprechen, ist schon so brüllend komisch, daß die Well'sche Verstärkung mit einem dreifach gerollten "rrr" einfach nicht lustiger wird.

Mühsam versucht sie eine Erklärung für die Notwendigkeit des Übersetzens überhaupt und speziell für den vorliegenden Fall zu finden...

"Gut, Generationen preußischer Film-Generäle haben ihr gotisch-runisches "Rrrechts zwo drrrei vier" in Kasernen-Kulissen geschnarrt. Und die Bayern mögen die Preußen nicht - aber das hat man, Verzeihung, schon mal gehört. Und wieso werden die zwei Legionäre "Pampelmus" und "Appelmus" in der bayerischen Version krampfhaft in "Ignoratus" und "Oropaxus" umgetauft? Bringt das ein Bierzelt zum Beben?"

Schließlich beendet sie ihren Artikel mit dem zentralen Wort und zeigt damit an, daß die Ironie der eigentliche Antriebsmotor ist. Womöglich ist sie, obwohl es der Name nicht vermuten läßt, selbst Einwohnerin des bayerischen Bundeslandes....

"Nein, Herr Well, da haben Sie leider ganz tief in d'Odlgrubn g'langt. Und wer das nicht begreift, hat einfach nichts begriffen. Bei Asterix hört der Spaß auf. Asterix verlangt nach Purismus. Oder wird ein zwanzig Jahre alter Bordeaux etwa besser, wenn man ihn mit Löwenbräu mischt? Papperlapapp!"


 

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